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COVID-19 Neuansteckungen in der Schweiz: Die Massnahmen des Bundesrates zeigen Wirkung

Die kumulierten Fallzahlen von positiven COVID-19 Tests sind in den Medien allgegenwärtig. In diesen Graphiken schwierig abzulesen ist die Entwicklung der täglichen Neuansteckungen.

Grafik Coronafälle

26.03.2020, von Urs Trinkner

Expertisefelder Regulierung, Gesundheit

Die vom Berner Informatiker Daniel Probst aufgesetzte Seite www.corona-data.ch bietet aktuelle Daten und Abbildungen zu COVID-19 Fallzahlen. Der Blick auf die täglichen neu erfassten Infektionen ("new cases per canton", vgl. Bild, Stand 26.3., 19 Uhr) zeigt:

  • Die neu gemeldeten über die Kantone aggregierten Fallzahlen sind bis am 19./20 März grob einem exponentiellen Verlauf gefolgt.
  • Seit dem Peak vom 20. März liegen die täglichen Neumeldungen unter diesem Niveau mit tendenziell linearem, nicht zunehmendem Verlauf.

Was lässt sich hieraus folgern?

1. Die Massnahmen des Bundesrates zeigen Wirkung: Gemäss BAG beträgt die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome, meist 5 Tage. Der Bundesrat hat insbesondere am 13. und 16. März einschneidende Massnahmen beschlossen, indem er Anlässe verboten und alle Läden, Märkte, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe geschlossen hat. Die vom Bundesrat getroffenen Massnahmen scheinen demnach effektiv in der Verlangsamung der Verbreitung zu sein: Der zunächst exponentielle Verlauf ist im erwarteten Zeitfenster zwischen 18. und 21. März von einem linearen Verlauf der Neuansteckungen abgelöst worden. Insofern drängen sich - so das Level von Neuansteckungen tragbar ist - keine weitergehenden Verschärfungen auf.

2. Befürchteter "Kollaps" der Spitäler unwahrscheinlich: Bleibt der nunmehr lineare, nicht zunehmende Verlauf von Neuansteckungen bestehen, werden sich in den Spitälern Corona-bedingte Neueintritte und Austritte mit einer gewissen Verzögerung die Waage halten. Liegt die durchschnittliche Verweildauer in Spitälern unter 8 Tagen, dürfte dies schon sehr bald der Fall sein (gemäss Prof. Busse von der TU Berlin liegt die durchschnittliche Verweildauer bei Corona-Patienten bei 3.5 Tagen, bei beatmungspflichtigen Intensivpatienten bei sieben Tagen, Bericht). Da aktuell in den Spitälern noch freie Betten vorhanden sind und zusätzliche Kapazität noch geschaffen wird, erscheint deren Kollaps als unwahrscheinlich.

Es ist zu hoffen, dass sich diese Trends in den nächsten Tagen bestätigen. Dies würde Raum geben, die bestehenden Einschränkungen punktuell zu lockern, um deren negativen volkswirtschaftlichen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen zu verringern.

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Disclaimer: Die obigen Folgerungen stehen und fallen mit der Güte der Datengrundlage. Die Daten-Quellen von corona-data.ch sind im Detail ausgewiesen. Unklar ist das Ausmass der Dunkelziffer, der Grad der Immunisierung der Bevölkerung, die Zeit der Behörden bei der Erfassung der Fälle und die Entwicklung der Anzahl der durchgeführten Tests in den vergangenen Tagen und Wochen. Sind über die Zeit mehr Tests gemacht worden, stützt dies die obigen Aussagen.

Update mit Folgerungen, wie der Lockdown gezielt gelockert werden könnte: Kommentar des Autors vom 7.4.2020 in der Handelszeitung.